INTERVENTIONELLE KARDIOLOGIE

In der interventionellen Kardiologie werden mittels invasiver Diagnostik und Therapie Erkrankungen des Herzens behandelt. Hierfür stehen uns drei Hybridkatherlabore mit Reinraumluft und modernster Bildgebung zur Verfügung; eines davon wird primär für elektrophysiologische Eingriffe genutzt. Die Eingriffe führt ein erfahrenes Team von interventionell tätigen Kardiologen durch, unterstützt von spezialisiertem Katheterassistenzpersonal. Diese optimalen Bedingungen werden unterstrichen durch die Zertifizierung unserer Klinik als Ausbildungsstätte für „Interventionelle Kardiologie“ durch die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie. Für Notfälle steht unser Labor 24 Stunden an 365 Tagen im Jahr zur Verfügung. 

Behandlungsschwerpunkte in der Übersicht

  • Invasive Diagnostik der Koronarien, Herzklappen und Herzkammern
  • Sämtliche Techniken der perkutanen Intervention bei Koronarstenosen und Implantation von Stents (inklusive Anwendung von Druckdrahttechnologie intravaskulärer Bildgebung IVUS und OCT, Behandlung von chronischen Gefäßverschlüssen, Rotablation, intravaskuläre Lithotripsie, komplexe Intervention unter Einsatz von Herzunterstützungssystemen, z. B. Mikroaxialpumpe Impella) 
  • Behandlung von strukturellen Herzerkrankungen (Verschluss eines persistierenden Foramen ovale bzw. Vorhofseptumdefekts, transfemoraler Aortenklappenersatz, perkutane Mitralklappen- und Trikuspidalklappeneingriffe, interventioneller Verschluss von paravalvulären Leckagen) 
  • Akutversorgung bei Herzinfarkt sowie kardiogenem Schock inklusive Einsatz von Herzunterstützungssystemen (Mikroaxialpumpe Impella)

PROF BAUERSACHS UND PROF. WIDDER IM INTERVIEW FÜR NDR-VISITE | 12.01.2021

Das persistierenden Foramen ovale (PFO) als möglicher Risikofaktor für einen Schlaganfall

Ein persistierende Foramen ovale (PFO) ist kurz erklärt eine angeborene, lappenförmige Öffnung zwischen dem rechten und dem linken Vorhof des Herzens, welche sich normalerweise in den ersten Wochen nach der Geburt verschließt bzw. zuwächst. Bei rund einem Viertel der Bevölkerung bleibt das PFO zwischen den beiden Herzvorhöfen jedoch geöffnet was umgangssprachlich als „kleines Loch im Herzen“ bezeichnet wird, welches ein erhöhtes Risiko birgt einen Schlaganfall zu erleiden. 

Die Behandlung kann durch einen sogenannten PFO-Verschluss (minimalinvasive Operation) erfolgen. Bei einer Operation wird das „Loch am Herzen“ mit einem sogenannten Okkluder (Schirmchen) verschlossen. 

Prof. Bauersachs und Prof. Widder wurden als Spezialisten für die Sendung NDR-Visite zum Thema PFO und Schlaganfall interviewt. Nähere Informationen und den gesamten Beitrag von NDR-VISITE finden Sie hier:

Ein weiterer Schwerpunkt der Klinik für Kardiologie und Angiologie ist die Diagnostik und Behandlung der koronaren Herzerkrankung. Die Koronarangiographie ist derzeit die einzige zuverlässige Methode, um Verengungen von Herzkranzgefäßen sicher darstellen zu können. Bei nachgewiesenen Verengungen der Koronarien können diese in gleicher
Sitzung behandelt werden. 

Neben der angiographischen Diagnostik werden zur Beurteilung von Koronarverengungen und zur Unterstützung der interventionellen Therapie regelmäßig die intravaskuläre Bildgebung mittels intravaskulärem Ultraschall (IVUS), optischer Kohärenztomographie (OCT) sowie Druckdrahtmessung (iFR, FFR) eingesetzt. 

Mittels Ballonkatheter (Ballonangioplastie, PTCA) und/oder Implantation einer Gefäßstütze (Stent) werden die Engstellen beseitigt. 

Komplexe Koronarstenosen sowie chronisch verschlossene Gefäße (CTO) werden durch den Einsatz modernster Katheter- und Drahttechniken durch unsere Spezialisten erfolgreich behandelt. Mit Hilfe von Herzunterstützungssystemen (Mikroaxialpumpe Impella) können wir Koronarinterventionen bei Hochrisiko-Patienten sicher durchführen. 

Abb.: Optische Kohärenztomographie (OCT): Darstellung eines Koronargefäßes nach Implantation eines bioresorbierbaren Stents. Der Stent ist mit dieser Methode sehr gut sichtbar und das optimale Anliegen des Stents an die Gefäßwand kann dargestellt werden.

Titel
Herzkatheteruntersuchung | Einblicke in die Herzkranzgefäße

Download
MHH-Kardiologie-Herzkatheteruntersuchung-Einblick-in-die-Herzkranzgefaesse.pdf

Die Insuffizienz der Mitralklappe ist der zweithäufigste Herzfehler und tritt gehäuft im höheren Lebensalter auf. Ist aufgrund der Begleiterkrankungen eine chirurgische Mitralklappenrekonstruktion oder ein Klappenersatz nur mit hohem Risiko bzw. überhaupt nicht durchführbar, so bietet die perkutane Mitralklappenrekonstruktion eine schonende Behandlungsmöglichkeit. Hierbei werden mittels Kathetertechnik die Mitralklappensegel an der undichten Stelle mit einer Art Klammer (MitraClip oder Pascal-System) „zusammengeheftet“ (das sogenannte edge to edge repair) und aus einer undichten Öffnung zwei dichte Klappenöffnungen erzeugt (das sogenannte double orifice). Die Entscheidung für eine Mitralklappenrekonstruktion wird vom Herz-Team (Kardiologen und Herzchirurgen) gemeinsam getroffen. Durchgeführt wird der Eingriff im Team aus interventionellen Kardiologen, Echokardiographie-Spezialisten und Anästhesisten. Dieselbe  Technik des edge to edge repair der perkutanen Klappenrekonstruktion mittels Clip oder Pascal-System wird auch bei Insuffizienz der Trikuspidalklappe erfolgreich eingesetzt. Unsere Klinik wurde unlängst als Mitralklappenzentrum durch die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie und Angiologie zertifiziert.

Bei Mitralklappenstenose kann eine interventionelle Mitralklappensprengung (Mitralklappenvalvuloplastie) durchgeführt werden. In speziellen Fällen wird bei degenerierten biologischen Mitral- und Trikuspidalklappenprothesen auch eine sogenannte valve in valve-Implantation einer Katheterklappe durchgeführt. 

Mitralklappeninsuffizienz vor Clip
Mitralklappeninsuffizienz nach Clip

 

 

Das Herz besteht aus insgesamt vier Kammern (zwei Vorhöfe und zwei Hauptkammern). Die Vorhofscheidewand (Vorhofseptum) trennt den linken vom rechten Vorhof. Manche Menschen haben von Geburt an einen kleinen Defekt in der Vorhofscheidewand, dieser wird als Vorhofseptumdefekt (sog. ASD) bezeichnet. Das offene Foramen ovale (sog. PFO) liegt bei ca. 25 % der Bevölkerung vor. Der Großteil lebt mit einem PFO ohne Beschwerden, sodass es nicht behandlungsbedürftig ist. In einigen Fällen kann es aber zu einer Verschleppung von Blutgerinnseln aus den Beinvenen in das Gefäßsystem des Gehirns kommen und ein Schlaganfall auftreten. Bei größeren Defekten der Vorhofscheidewand können Störungen im Herzkreislauf auftreten und eine eingeschränkte körperliche Belastbarkeit die Folge sein.

Katheterinterventionell können wir PFO- und ASD-Verschlüsse schnell und sicher verschließen.

 

Was ist eine Aortenklappenstenose?

Die Aortenklappe zwischen linker Herzkammer und der Aorta (Hauptschlagader) verfügt über Klappensegel, die sich öffnen und Blut in die Aorta strömen lassen, wenn sich das Herz zusammenzieht. Eine Aortenklappenstenose entsteht durch Kalkablagerungen an den Klappensegeln. Dadurch verengt sich die Klappenöffnung. Der Herzmuskel wird dicker, um den Blutfluss aufrecht zu erhalten.

Beschwerden bei schwerer Aortenklappenstenose

  • Luftnot, insbesondere unter Belastung
  • Brustschmerzen und Engegefühl (Angina pectoris)
  • Schwächegefühl und Schwindel bei Anstrengung
  • Müdigkeit – vor allem unter erhöhter Belastung
  • plötzliche kurzdauernde Bewußtlosigkeit (Synkope)

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Die einzige wirksame Behandlungsmethode der hochgradigen Aortenstenose ist der Aortenklappenersatz.

Chirurgischer Klappenersatz

Nach Eröffnen des Brustkorbs entfernt der Chirurg unter Einsatz einer Herz-Lungen-Maschine die verkalkte Klappe und ersetzt sie durch eine künstliche Klappe. Für Patienten mit niedrigem Operationsrisiko ist dies ein sicheres Verfahren, schwerwiegende Komplikationen sind selten,

die langfristigen Ergebnisse sehr gut.

Katheterbasierte Aortenklappen-Implantation (TAVI)

Mit der katheterbasierten Aortenklappen-Implantation (TAVI) kann die Aortenklappe ohne das Öffnen des Brustkorbs am schlagenden Herzen ersetzt werden. Diese minimal-invasive Methode ist insbesondere für ältere Patienten mit höherem Operationsrisiko geeignet.

Welches Verfahren für wen?

Dies wird anhand Ihres Alters und der Untersuchungsbefunde gemeinsam von unserem Herz-Team bestehend aus Kardiologen und Herzchirurgen entschieden und mit Ihnen besprochen.

Wie erfolgt eine katheterbasierte Aortenklappen-Implantation (TAVI)?

Mit einem Katheter (ein langer flexibler Schlauch) wird die Klappe rückwärts über die Hauptschlagader ins Herz eingeführt. Der Katheter wird meistens über die Leistenschlagader (transfemoraler Zugang) eingeführt. Ist dies nicht möglich, kann die Klappe mit einer Operation über die Herzspitze oder die Hauptschlagader eingeführt werden.

Sobald sich die Klappenprothese innerhalb der verkalkten Aortenklappe befindet, wird die Herzklappe exakt positioniert und dann implantiert. Im Anschluss wird das Kathetersystem entfernt. Von unserem erfahrenen Team an der MHH wird die transfemorale TAVI in der Regel ohne Vollnarkose durchgeführt.

Wie sieht die weiterführende Behandlung aus?

Nach dem Eingriff werden Sie für eine Nacht auf der Intensivstation überwacht. Am nächsten Tag dürfen Sie aufstehen und bleiben dann noch etwa vier bis fünf Tage bei uns in der MHH. Wenn Sie es wünschen, organisieren wir gerne eine Anschlussheilbehandlung für Sie. Drei Monate nach dem Eingriff sehen wir Sie zur Nachkontrolle in unserer Ambulanz. Sollten Sie Fragen oder Beschwerden haben, sprechen Sie uns bitte umgehend an, denn Ihre Gesundheit liegt uns am Herzen.

Abb.: Medtronic CoreValve® Evolut™R

Abb.: Edwards Sapien S3 Aortenklappenprothese direkt nach Implantation.

 

Nach einem operativen Aortenklappen- oder Mitralklappen-Ersatz kann sich bei einem Teil der Patienten im weiteren Verlauf eine Undichtigkeit im Bereich der Naht entwickeln. Bisher war dann ein erneuter herzchirurgischer Eingriff mit Ersatz der Klappe notwendig mit oft hohem operativen Risiko. Heutzutage stellt der interventionelle Verschluss der Undichtigkeit mit einem Schirmchen-(Okkluder)-System insbesondere für Patienten mit relevanten Begleiterkrankungen und erhöhtem operativen Risiko eine sinnvolle Alternative dar. Die katheterinterventionelle Methode bietet den Vorteil, dass sie am schlagenden Herzen ohne Einsatz einer Herz-Lungen-Maschine und ohne Brustkorberöffnung, zumeist über einen transfemoralen Leistenzugang durchgeführt werden kann. In unserer Klinik erfolgen diese Eingriffe durch ein erfahrenes Team aus interventionellen Kardiologen, Echokardiographeuren, Herzchirurgen und Anästhesisten. Die Eingriffe werden in tiefer Sedierung bzw. Vollnarkose durchgeführt; der Patient kann im Anschluss dann zumeist schon wieder wach das Herzkatheterlabor zur Nachüberwachung auf der Intensivstation verlassen. 

Abb.: Darstellung einer mechanischen Mitraklappenprothese mit einem paravalvulären Defekt mittels 3D-TEE.

Abb.: Darstellung einer mechanischen Mitraklappenprothese mit einem paravalvulären Defekt mittels 3D-TEE. Auf dem Bild ist der Okkluder, der den Defekt verschließt dargestellt.

Kontakte und Anmeldung

Silke Bartling

Tel.: 0511-532-6627

Fax: 0511-532-3357

bartling.silke@mh-hannover.de

Annalena Niekamp

Tel.: 0511-532-6626

Fax: 0511-532-3357

niekamp.annalena@mh-hannover.de